Einführender Überblick:
Die Dominikaner-Provinz Teutonia wurde von Predigerbrüdern vermutlich im Jahr 1221 als eine der ersten acht Einheiten des gerade fünf Jahre alten Ordens gegründet. Der heute ungewohnt klingende Name „Teutonia“ ist tatsächlich noch ihre ursprüngliche Bezeichnung, die damals pragmatisch den Namen des dortigen säkularen Herrschaftsbereichs übernommen hatte.
Die Teutonia hat in ihrer Geschichte mehrere Wandel durchgemacht. Bis zur Fusion im Januar 2024 umfasste ihr Gebiet das heutige Deutschland mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg. Diese beiden Bundesländer bildeten zusammen mit dem Gebiet Österreichs die weitere deutschsprachige Provinz des hl. Albert in Süddeutschland und Österreich, mit der die Dominikaner in Deutschland bereits vor dem Zusammenschluss eng zusammengearbeitet hatten. In der Teutonia waren vor der Fusion rund 100 Brüder in Gemeinschaften an 11 Standorten in 6 Bundesländern vertreten.
Seit Januar 2016 gehörte außerdem das Dominikaner-Vikariat Ungarn zur Teutonia. Ursprünglich hatten Brüder auch in Ungarn eine der ersten Niederlassungen des Ordens gegründet. Da heute verhältnismäßig wenige Dominikaner dort leben, wurden sie als Vikariat der Teutonia angegliedert und gehören nun ebenfalls zu unserer neuen Provinz. Die Teutonia wurde von Köln aus verwaltet. Dort hatte die Provinzleitung ihren Sitz.
Weiterführende Details zur Geschichte:
Die Dominikaner-Provinz Teutonia wurde vermutlich 1221, also im Todesjahr des hl. Dominikus, gegründet: Die ersten Dominikaner ließen sich in Köln nieder, nachdem zuvor schon eine Niederlassung in Friesach (Kärnten, Österreich) gegründet worden war. Der Kölner Konvent sollte schon bald zu einem wichtigen intellektuellen Zentrum des Dominikanerordens werden, an dem so bedeutende Gelehrte wie Albertus Magnus und Meister Eckhart wirkten. Anbei die Darstellung des Konventsgeländes an der Stolkgasse in der Mercator-Karte Kölns von ca. 1570)
1226 fand das erste Provinzkapitel der Teutonia statt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Dominikanerorden im deutschsprachigen Raum so rasch, dass die organisatorische Einheit 1303 geteilt werden musste: Die nördlichen und östlichen Konvente wurden zur neuen Provinz Saxonia zusammengeschlossen (auch hier übernahm die Ordensbezeichnung die politisch-administrative). In der Reformation wurden die meisten Konvente der Saxonia aufgelöst; die übrigen kamen 1608 wieder an die Teutonia zurück.
Eine schmerzhafte Zäsur bedeutete dann die Säkularisation: Ab 1789 wurden nämlich nach und nach alle Häuser und Konvente der Brüder enteignet und aufgehoben. 1805 wurde ein letztes Provinzkapitel abgehalten. Die fast 600-jährige Tradition der Teutonia kam damit an ihr vorläufiges Ende.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten die Dominikaner nach Deutschland zurückkehren. 1860 wurde ein erster Konvent in Düsseldorf gegründet; wenige Jahre später erfolgte die Wiedergründung des Berliner Konventes. Doch der Neuanfang war schwer und kam nur langsam voran: Im Kulturkampf mussten die Brüder erneut Deutschland verlassen. Sie gründeten im niederländischen Venlo eine katholische Schule, aus der zahlreiche Ordensberufungen hervorgingen. Für die weitere Entwicklung des Dominikanerordens in Deutschland war diese Schulgründung der entscheidende Wendepunkt. Denn die hohen Eintrittszahlen schufen nach dem Kulturkampf die Voraussetzung für die Wiedergründung der Dominikaner-Provinz Teutonia, die 1895 erfolgte. 1911 erteilte das Oldenburgische Kultusministerium den Dominikanern die Erlaubnis, in Vechta eine weitere Privatschule zu errichten – das Kolleg St. Thomas besteht bis heute.
Die hohen Eintrittszahlen zwischen den beiden Weltkriegen ermöglichten zahlreiche Neu- und Wiedergründungen von Konventen in ganz Deutschland. So konnte 1934 in Walberberg bei Brühl eine eigene Hochschule errichtet werden, von der nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutende gesellschaftspolitische Impulse ausgingen. 1939 wurden die süddeutschen Konvente in Augsburg, Freiburg im Breisgau und München mit den österreichischen Niederlassungen zur bereits erwähnten süddeutsch-österreichischen Provinz zusammengeschlossen. In Leipzig konnte nach dem Wendejahr 1989 ein Klosterneubau samt Gästehaus in Angriff genommen und 1998 eingeweiht werden. Dem Ordensauftrag entsprechend engagierten sich die Dominikaner der Provinz Teutonia vielfältig in der Seelsorge, Wissenschaft und Bildungsarbeit und suchten nach zeitgemäßen Formen der Predigt und Glaubensverkündigung. Diesen Weg gehen die Predigerbrüder selbstverständlich in der neugegründeten Provinz weiter.