Inquisition und Hexenverfolgung
Schrecken und Leiden verbreiteten Inquisition und Hexenverfolgung über Jahrhunderte, Kontinente und Weltanschauungen hinweg. Auch Dominikaner haben sich aktiv und umfangreich daran beteiligt. Historisch gesichert ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen Inquisition. Unabhängig von historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden Folgen dieses Tuns unserer Brüder.
Das ist ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. Dies gilt in gleicher Weise für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des „Hexenhammers“ unterstützte und förderte er die menschenverachtende Praxis. Folter, Verstümmelung und Tötung haben unendliches Leid über zahllose Menschen gebracht; deutsche Dominikaner haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen machen. Wiedergutmachung ist unmöglich.
Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung als Mahnung für die Zukunft. Dazu haben wir anlässlich des Heiligen Jahres 2000 im Provinzkapitel folgende gemeinsame Erklärung beschlossen:
Erklärung des Provinzkapitels 2000
Lesetipp für weiterführende Infos:
Isnard W. Frank OP – „Dominikaner und mittelalterliche Inquisition“
Dominikaner im Nationalsozialismus
Bereits 1931 notierte der linkskatholische Publizist Walter Dirks seine Beobachtungen zu dem im Kleinbürgertum und Bauerntum verwurzelten deutschen Katholizismus: „So gesichert er religiös ist, so anfällig wird er dann sozial sein. Diese Anfälligkeit braucht sich nicht in einem Massenabfall zur NSDAP auszuwirken: sie kann sich auch als innere Faschisierung des politischen Katholizismus auswirken. In der Tat lagen sogar schon deutliche Anzeichen in dieser Richtung vor; die gemäßigten Formen des deutschen Faschismus fanden vor allem in der katholischen Jugend schon viele Sympathien… Die Worte ‚Autorität‘, ‚Vertrauen zum Führer‘, ‚Ruhe und Ordnung‘ finden ein geneigtes Ohr. Vom Wirtschaftsprogramm der NSDAP zum ‚Solidarismus‘, zum ‚Ständestaat‘ und ähnlichen im Katholizismus weitverbreiteten Vorstellungen ist kein sehr weiter Weg. Die Front gegen ‚Liberalismus und Materialismus‘, die der NS behauptet, deckt sich zu einem Teil mit einer entsprechenden katholischen Front, und auch der Antimarxismus wird lebhaft verstanden.“
„Was Dirks befürchtete, traf wohl auch für die Mehrheit der deutschen Dominikaner zu.“
So schreiben im Jahr 1995 die Dominikaner P. Dr. Paulus Engelhardt OP, (Jahrgang 1921, Eintritt in den Dominikanerorden 1939, † 2014) und P. Dr. Willehad Paul Eckert OP (Jahrgang 1926, Eintritt in den Dominikanerorden 1945, † 2005) selbstkritisch in ihrem Beitrag „Die deutschen Dominikaner im „Dritten Reich““ zum 100. Jahrestag der Wiedergründung der Dominikanerprovinz Teutonia in Deutschland.
Wir fassen die derzeitigen Forschungserkenntnisse hier kurz zusammen. Aufsätze behandeln die Schwierigkeiten, die Geschichte der deutschen Dominikaner in der NS-Zeit nachzuzeichnen; sie versuchen, die Anpassung und Verstrickung (wie im Fall des Dominikaners Korbinian Roth) zu beschreiben, aber auch den vorhandenen Widerstand, soweit er – wie im Falle des Braunschweiger Dominikaners Odilo Braun und des Leipziger Dominikaners Aurelius Arkenau – durch kirchenhistorische Forschung mittlerweile gesichert ist.
Lesetipps zur Vertiefung des Themas „Dominikaner im Nationalsozialismus“
Dr. Willehad Paul Eckert OP und P. Dr. Paulus Engelhardt OP – „Die Deutschen Dominikaner im Dritten Reich“
Wolfgang Wagner, P. Aurelius Arkenau OP – „Gerechter unter den Völkern“
P. Wolfgang Stickler OP – „P. Odilo Braun OP und der Ausschuss für Ordensangelegenheiten“
Paulus Engelhardt – „P. Korbinian Leonhard Roth OP und die Sittlichkeitsprozesse“
Gedenkstätte Dachau – „Korbinian Leonhard Roth“