Von Wegbegleitern und brennenden Herzen

Dominikaner in Worms verabschiedeten sich von ihrer Gemeinde

Wenn lange Weggemeinschaften sich trennen – Wie können wir unsere Abschiedstrauer zusammenbringen mit Vorfreude auf den weiteren Weg? Vor allem, wenn der noch ungewiss ist? Diese Frage bewegte uns Dominikaner in Worms am Ostermontag 2024. Denn der Wormser Konvent feierte am 1. April seinen Abschiedsgottesdienst in der Klosterkirche St. Paulus. Diesen Abschied tatsächlich zu feiern, fiel weder den Dominikanern noch der Gemeinde leicht…

Bis zuletzt hatten noch drei Dominikaner das umfassende Konvent- und Gemeindeleben im Zentrum der Stadt gestaltet. Nach der Entscheidung des Provinzkapitels zu Beginn des Jahres, das Kloster zu verlassen, hatten die Brüder diesen Abschied aus Worms in zahlreichen Gesprächen vermittelt und waren bewegt, wie viele Menschen ihre Verbundenheit bis hin in den Abschiedsgottesdienst ausdrückten.

Das Dilemma von Abschiedsschmerz und Osterfreude drückte auch Provinzial Peter Kreutzwald OP in der vollen Klosterkirche aus. Er führte die Erfahrung der Emmaus-Jünger im Oster-Evangelium vor Augen: Der auferstandene Herr begleitet sie auf dem Weg, gerade in dem Moment, in dem sie noch nicht wissen, wie es für sie weitergeht. Da spüren sie ihre brennenden Herzen. Darauf können auch wir vertrauen, ermutigte Pater Peter die Anwesenden. Sowohl die Wormserinnen und Wormser, denen das Dominikanerkloster bislang geistliche Heimat war, als auch die Dominikaner.

In dieser Haltung wurde der Abschied im Gottesdienst von allen Anwesenden gefeiert. Auch das Abschiedskonzert im Anschluss bot dafür Raum: Nachmittags erklang „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel in St. Paulus, dargeboten vom Ensemble Paulinum und dem Barockorchester Pulchra Musica unter der Leitung vom ehemaligen Organisten und Chorleiter Christian Bonath, der dafür extra aus Dresden nach Worms gekommen war. Und so begleitet „Der Messias“ nun tatsächlich Dominikaner und Gemeinde über ihren Abschied hinaus.

Herzlichen Dank allen!

Der Dominikanerkonvent in Worms blickte auf eine lange Geschichte zurück: 1226 gegründet, wurde Albert der Große, Patron unserer Dominikaner-Provinz, hier zum Provinzial gewählt. 1797 mussten die Predigerbrüder die Stadt verlassen, kehrten aber 1925 zurück. Seit 1993 befand sich das gemeinsame Noviziat der Dominikaner in Deutschland und Österreich in Worms. Die Brüder, die hier lebten, waren daher schwerpunktmäßig in der Ausbildung des Ordensnachwuchses, sowie in der Gemeinde- und Krankenhausseelsorge tätig.

Der Konvent in Worms verstand sich als Gemeinschaft, die Novizen, Ordensinteressenten, Suchenden und Gästen gleichermaßen offenstand, um sie in ihren Lebensfragen zu begleiten. Begegnung mit den Menschen der Region und Austausch über politisch, gesellschaftlich und religiös relevante Themen, über Gott und die Welt waren den Wormser Dominikanern große Anliegen. Ebenfalls wurden kirchenmusikalische und künstlerische Kooperationen engagiert gepflegt im Netzwerk von Musik- und Kunstschaffenden. Vor allem die Veranstaltungsreihe der „Kreuzganggespräche“, die Kreuzgang- und Kirchenkonzerte luden dazu besonders ein.

Wir verabschieden uns schweren Herzens von den Menschen in Worms, wo Dominikaner sich vor 798 Jahren bereits kurze Zeit nach der Ordensgründung niederließen, wo unser Noviziat lange beheimatet war und zahlreiche junge Dominikaner ihre ersten Schritte in den Orden hineingingen.